Seit November 2019 ist die systemische Therapie das vierte anerkannte Richtlinienverfahren neben der Verhaltenstherapie, der Psychoanalyse und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.
Die Systemik ist ein Ansatz, der sich in der systemischen Beratung, Therapie und anderen Disziplinen wie Organisationsentwicklung oder Pädagogik wiederfindet. Sie basiert auf der Idee, dass Menschen nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer in Beziehung zu ihrem sozialen Umfeld und den Systemen stehen, in denen sie sich bewegen (z. B. Familie, Freundeskreis, Arbeitsumfeld).
Grundprinzipien der Systemik:
- Systemischer Blickwinkel:
Menschen sind Teil von Systemen, die sie beeinflussen und von ihnen beeinflusst werden. Ein Problem wird nicht isoliert betrachtet, sondern im Zusammenhang mit dem Umfeld analysiert. - Zirkularität:
Ursachen und Wirkungen sind nicht linear, sondern wechselseitig miteinander verbunden. Probleme entstehen oft durch Dynamiken innerhalb eines Systems, nicht durch einzelne „Schuldige“. - Ressourcenorientierung:
Die Systemik geht davon aus, dass Menschen und Systeme bereits über Ressourcen und Fähigkeiten verfügen, um Lösungen zu finden. Es geht darum, diese Potenziale freizulegen. - Lösungsfokus statt Problemfixierung:
Statt auf das Problem allein zu schauen, liegt der Fokus darauf, wie eine gewünschte Veränderung oder Lösung aussehen könnte. - Konstruktion von Wirklichkeit:
Die Systemik geht davon aus, dass jeder Mensch die Realität auf Basis seiner individuellen Erfahrungen, Überzeugungen und Beziehungen subjektiv wahrnimmt. Dies bedeutet, dass es nicht ‚die eine Wahrheit‘ gibt, sondern verschiedene Perspektiven, die nebeneinander existieren können. Ziel der systemischen Arbeit ist es, diese Sichtweisen zu erweitern, neue Deutungsmöglichkeiten zu schaffen und dadurch Handlungsspielräume und kreative Lösungen zu fördern.
Beispiele für die Anwendung der Systemik:
- In der Familie: Konflikte zwischen Partnern oder Eltern und Kindern werden im Kontext familiärer Muster betrachtet.
- Im Beruf: Arbeitsdynamiken, Teamkonflikte oder Führungsfragen werden unter Berücksichtigung der gesamten Organisation bearbeitet.
- Persönlich: Eigene Verhaltensmuster und deren Wechselwirkung mit der Umwelt können reflektiert und verändert werden.
Die Systemik bietet also einen wertvollen Rahmen, um menschliche Beziehungen und Herausforderungen ganzheitlich zu verstehen und nachhaltig zu lösen.